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Nicht jedes alte Auto ist ein Oldtimer (09.05.2012)

Seit der Finanzkrise hat sich die Nachfrage nach Oldtimern dramatisch erhöht. „Die Preise sind teilweise geradezu explodiert“, wundert sich Jürgen Maurer vom Kfz-Prüfdienst Haag in Ansbach. Es gibt jetzt auch viele Sammler, die Oldtimer als Wertanlage sehen und die wollen lieber hochwertige Fahrzeuge mit Sammlerstatus. Gleichzeitig werden die ersten die ersten Großserien aus den 1980er Jahren 30 Jahre alt, von denen noch viele gut erhalten sind. So stieg die Nachfrage nach steuerbegünstigten H-Kennzeichen für historische Autos ebenfalls stark an. Doch im November hat der Gesetzgeber die Voraussetzungen für das H-Kennzeichen nach Paragraf 23 StVZO geändert und zum Teil verschärft. Seitdem mussten schon einige Anfragen abgelehnt werden, denn jetzt reicht es nicht mehr nur, dass ein Auto 30 Jahre alt ist, es muss auch noch bestimmte Voraussetzungen als Kfz-Kulturgut erfüllen.

Mit der neuen Regelung wollte der Gesetzgeber offensichtlich ein mögliches Steuerschlupfloch verschließen. Besonders durch den verbesserten Korrosionsschutz der Hersteller erreichen heute viel mehr Autos ein Alter von 30 Jahren. Solche Fahrzeuge werden oft mit geringem Kostenaufwand am Leben erhalten und dienen letztlich nur als fahrbarer Untersatz – nicht schön, aber gebrauchsfähig. So zum Beispiel der Golf 2, der Kadett oder der Audi 80. Nicht nur junge Menschen fahren aus Kostengründen so ein altes Auto und wenn man es eh schon fährt liegt die Versuchung Nahe, ein H-Kennzeichen zu beantragen. Neben der relativ großen Steuerersparnis darf man damit nämlich auch in den Umweltzonen fahren. Doch für die Vergabe der H-Kennzeichen gibt es seit dem 1. November 2011 die Vorgabe, dass ein Fahrzeug als technisches Kulturgut erhaltenswert sein muss. Das lässt viel Raum für Interpretationen. „Der Zustand eines H-würdigen Oldies muss sich deutlich von normalen alten Fahrzeugen abheben, lediglich geringe Gebrauchsspuren sind in Ordnung“, erklärt Jürgen Maurer. Er ist nicht nur gelernter Kfz-Mechaniker und studierter Prüfingenieur, sondern selbst Liebhaber alter Automobile und hat in dieser Kombination als einer von wenigen in Bayern ein besonders geschultes Auge, wenn es um den technischen Zustand von Oldtimern geht. Veränderungen wie sie zur Hochzeit der Autos üblich waren sind in Ordnung, aber viele technische Spielereien, die erst später hinzu gekommen sind, gehen nicht mehr. Zum Beispiel ein CD-Player – früher kein Problem bei der Zuteilung der H-Kennzeichen, sind seit November tabu. Es muss ein zeitgenössisches Radio sein oder zumindest ein modernes Radio im Look der 70er oder 80er. „Oft ist eine ordnungsgemäße Wiederherstellung des Originalzustandes erheblich teurer, als die Steuerersparnis“, weiß Maurer. Grundsätzlich gilt: Der Oldtimer soll so aussehen, wie zu seiner Produktionszeit – mit allen Varianten. Originalgetreue Erneuerungen sind völlig in Ordnung, bei einigen Verschleißteilen, wie Reifen, lässt sich das gar nicht vermeiden. Obwohl der Originalzustand für die richtigen Sammler in Deutschland sehr wichtig ist. „Die wollen lieber einen Originallack mit Patina, also Gebrauchsspuren, als eine perfekte Nachlackierung in der Originalfarbe“, so der Prüfingenieur vom Haag. In Amerika ist das gerade umgekehrt, hier geht der Trend eindeutig zu „new paint“, was so viel bedeutet wie, Hauptsache neu lackiert.

In einigen Bereichen ist die neue Regelung aber auch großzügig, wenn Veränderungen die Sicherheit des Fahrzeugs oder das Abgasverhalten verbessern. Das heißt bei neueren Bremsanlagen anstelle der alten Seilzugbremse oder bei Katalysatoren wird die Originaltreue hinten angestellt.